Persönliche Trauerbewältigung durch Beigaben - Sargbeigaben von früher bis heute

 

Sargbeigaben sind eine kulturelle Tradition, bei der Gegenstände oder Symbole zusammen mit einer verstorbenen Person in den Sarg gelegt werden. Diese Tradition hat eine lange Geschichte und ist in verschiedenen Kulturen weltweit verbreitet. In Deutschland gibt es ebenfalls eine Tradition von Sargbeigaben, die im Laufe der Zeit ihre Form und Bedeutung verändert hat.

Die Geschichte der Sargbeigaben reicht bis in die Antike zurück, wo sie oft als Symbol der Überführung ins Jenseits oder als praktische Hilfe für das Leben nach dem Tod angesehen wurden. In Deutschland war diese Praxis im Laufe der Jahrhunderte verschiedener Entwicklungen unterworfen, die auch viel mit dem gesellschaftlichen Wandel, vor allem der Bedeutung der Religion, zu tun hat.

Sargbeigaben in der Antike bis zum Mittelalter

In früheren Zeiten waren Sargbeigaben oder Grabbeigaben fester Bestandteil von Bestattungsriten. Oft waren diese Riten lokal geprägt und standen mit den spirituellen Traditionen der jeweiligen Religionen in Verbindung. Sie hatten im Allgemeinen angenommene praktische und viele unterschiedliche symbolische Bedeutungen. In einigen Fällen wurden Gegenstände mit ins Grab gelegt, die den Verstorbenen im Jenseits begleiten und ihm dort nützlich sein sollten.

So wurden Gegenstände wie Waffen, Werkzeuge oder Nahrung mit dem Verstorbenen begraben und sollten dem Verstorbenen einen angenehmeren Start im nächsten Leben ermöglichen. Teilweise waren es aber auch nicht die Gegenstände selbst, sondern Darstellungen dieser, da die eigentlichen Gegenstände zu Wertvoll waren. Das hing jedoch davon ab, wie wohlhabend die jeweilige Gesellschaft war. Mit zunehmenden Einfluss der Kirche lösten später im Mittelalter religiöse Objekte wie Rosenkränze, heilige Symbole oder Schriften die Gebrauchsgegenstände als Beigaben ab.

Religiöser Wandel und seine Auswirkungen auf Sargbeigaben

Während der Reformation und der Aufklärung veränderten sich die religiösen und kulturellen Einstellungen in Deutschland jedoch Stark. Die Kirche spaltete sich und verlor so nach und nach an Bedeutung, was sich wiederum in den gewählten Beigaben bemerkbar machte. Die Betonung der individuellen Spiritualität und der persönlichen Beziehung zu Gott wurde stärker und führte dazu, dass die Sargbeigaben weniger ritualisiert wurden. In dieser Zeit wurden vermehrt persönliche Gegenstände, wie Briefe oder Schmuck, als Beigaben ausgewählt. Auch Familiäre Traditionen wurden vermehrt umgesetzt.

Im 19. Jahrhundert erlebte die Tradition der Sargbeigaben dann eine romantische Phase, in der die Beigaben sehr viel persönlicher und individueller wurden. Oft waren es Dinge, die als Ausdruck von Liebe und Erinnerung dienten. Fotografien von geliebten Menschen oder Gegenstände, die dem Verstorbenen oder den Angehörigen wichtig waren wurden in die Särge gelegt, um eine Brücke der Erinnerung an sie zu schaffen.

Pragmatismus und moderner Wandel

Während des 20. Jahrhunderts verlor die Tradition der Sargbeigaben dann allmählich an Bedeutung. Durch die Industrialisierung und die gesellschaftlichen Konflikte des beginnenden Jahrhunderts wurden andere und eher weltliche Prioritäten gesetzt. Die Bestattungskultur wurde zunehmend von pragmatischen Überlegungen und gerade im späteren Jahrhundert von Umweltschutzaspekten beeinflusst. Viele Menschen entschieden sich für schlichtere Beerdigungen ohne aufwändige Beigaben, vor allem weil sie sich zu Anfang und der Mitte des Jahrhunderts auch nicht viel leisten konnten.

In der heutigen modernen deutschen Gesellschaft sind Sargbeigaben also nicht mehr so häufig wie in früheren Zeiten. Gerade weil die Beigaben auch eine wichtige Rolle im persönlichen Trauerprozess spielen können, kommen sie trotzdem noch vor. Die Auswahl der Sargbeigaben ist dabei so individuell wie in kaum einer Zeit zuvor und kann von stark religiös geprägten bis hin zu profanen Alltagsgegenständen reichen. Üblicherweise sind es religiöse oder persönliche Gegenstände wie Fotos, Schmuck oder Briefe, aber auch Nahrungsmittel wie die Lieblingsspeisen des Verstorbenen oder Schokolade kommen wieder vor.

Digitale Reformation der Trauerbewältigung

Allerdings haben sich daneben auch neue Möglichkeiten eröffnet, wie zum Beispiel Erinnerungsseiten im Internet zu erstellen. Diese haben zwar keine direkte örtliche Nähe zum Grab, können aber, in einer Zeit in der der Ausspruch "Das Internet vergisst nicht" zum geflügelten Wort geworden ist, ebenso unvergänglich scheinen. Zumal uns die Technik nahezu ständig umgibt, kann man das auch für die digitale Erinnerung annehmen um Trost zu finden.

Respektvolle Auswahl und Rücksicht auf Traditionen

Es gibt jedoch dennoch einige wichtige Dinge, die man schon aus Respekt gegenüber den Verstorbenen und den Angehörigen bei der Auswahl von Sargbeigaben beachten sollte:

  1. Die ausgewählten Gegenstände sollten die Persönlichkeit und die Wünsche des Verstorbenen respektieren. Es ist wichtig, Gegenstände auszuwählen, die zu seinem oder ihrem Leben und Wesen passen.
  2. Es ist ebenso wichtig und eine Sache des Respektes, im Vorfeld mit der Familie und den Angehörigen des Verstorbenen über die Sargbeigaben zu sprechen. Manche Familien legen großen Wert auf bestimmte Traditionen, während andere möglicherweise mehr Freiraum für individuelle Auswahl lassen oder sogar gar keine Einschränkungen haben.
  3. Wenn der Verstorbene religiös war, sollten eventuell bestimmte religiöse Riten und Traditionen berücksichtigt werden, die sich auf Sargbeigaben beziehen. Geistliche der jeweiligen religiösen Traditionen können hier behilflich sein.
  4. In einigen Gegenden oder Friedhöfen gibt es Vorschriften oder Gesetze, die bestimmte Materialien oder Gegenstände im Sarg verbieten. Dies dient oft dem Umweltschutz und der Vermeidung von Schadstoffen, die bei der Zersetzung von bestimmten Materialien entstehen. Darauf sollte man jedoch auch achten, selbst wenn es dazu keine expliziten Vorgaben gibt.

Insgesamt ist die Tradition der Sargbeigaben in Deutschland vielschichtig und kann je nach persönlichen, religiösen und kulturellen Faktoren stark variieren. Das wichtigste ist, dass man sich respektvoll mit der Frage beschäftigt, was man dem Verstorbenen mit in den Sarg gibt und eine angemessene Auswahl trifft, dann sollte es in der Regel auch keine Probleme geben.

 

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